Empathisch sein heißt im Idealfall einfühlsam sein, sozial, selbstreflektiert, gut zuhören können…
Aber was ist, wenn du als empathischer Mensch in unserer lauten, schnellen Welt einfach überfordert bist? Was, wenn du deine Empathie unbewusst als Last empfindest? Wenn du das Gefühl hast, irgendwie nicht dazuzugehören? Anders zu sein? Wenn du dir Taktiken zugelegt hast, um zu funktionieren? Wenn du dir einen Schutzpanzer gebaut hast, um nicht so viel um dich herum zu spüren?
Dann ist es plötzlich nicht mehr so weit her mit der Sensibilität, mit der Geduld, mit dem Mitgefühl – oder welche Attribute sonst noch mit Empathie verknüpft werden. Dann ist man vielleicht wankelmütig, leidet unter Schwingungsschwankungen, ist scheu und zurückgezogen.
Weil man sich seiner Gabe nicht bewusst ist. Weil man vielleicht schon sehr früh begonnen hat, sich den anderen anzupassen. Weil man seine Feinfühligkeit versteckt hat.
Ich habe lange gedacht: Ich kann doch gar nicht empathisch sein – da müsste ich ja viel mehr von anderen Menschen spüren? Und doch wurde mir genau das immer wieder von Menschen in meinem Umfeld attestiert – dass ich so empathisch sei.
Irgendwann habe ich dann verstanden: Ja, unter ganz viel Schutzmechanismen versteckt sich meine innere Empathin. Ja, unter dicken Schichten fremder Gefühle und Energien, die ich mir zu eigen gemacht habe, da ist ein feinfühliger Kern.
Und ja, ich spüre ganz viel – ohne zu merken, dass es die Energien, Gefühle oder sogar körperlichen Zustände anderer Menschen sind. Weil mein Körper gewohnt war, sie anderen quasi abzunehmen. Weil ich immer gedacht habe, dass das meine eigenen Gefühle oder Schmerzen sind.
(Mittlerweile kann ich das viel besser unterscheiden. Weil ich mich selbst immer besser kennen lerne. Und weil ich mein Bewusstsein trainiere, jeden Tag.)
Wie du erkennst, ob du empathisch bist – obwohl du dich auf den ersten Blick vielleicht nicht so fühlst – erfährst du in diesem Blogartikel. Das sind typische Zeichen, so wie ich sie erlebt habe:
Empathische Menschen sind wie ein Schwamm
Wir Empath:innen nehmen die Gefühle anderer Menschen wahr, als wären sie unsere eigenen. Das kann sich großartig anfühlen, wenn du mit sehr spirituellen, weit entwickelten Menschen zu tun hast. Das kann aber auch sehr stressig und unangenehm sein, wenn du gerade in der U-Bahn bis oder auf einer belebten Einkaufsstraße.
Das Problem dabei:
Wir merken das meistens gar nicht. Die Gefühle sind einfach da. Und wir glauben, dass es unsere eigenen sind.
Das kannst du tun:
Wenn du dich plötzlich unwohl fühlst, wenn du aus heiterem Himmel traurig oder wütend bist, wenn du dir Sorgen machst oder Probleme wälzt, dann frag dich: Ist das überhaupt meins?
Wenn es sich schwer anfühlt oder eng, dann gehört es nicht zu dir! Du darfst das Gefühl dann loslassen und freigeben, in Liebe und mit deinem Segen – denn es ist nicht deine Aufgabe, die Themen anderer zu lösen.
Wenn du schlecht gelaunt bist, bin ich auch schlecht gelaunt
Vielleicht kennst du das: Deiner Partner:in ist eine Laus über die Leber gelaufen oder sie ärgert sich über den Chef. Und plötzlich steigst du mit ein in ihre Geschichte, regst dich auf, so als wäre es dein eigenes Thema.
Das Problem dabei:
Meistens hilft das weder dir noch der anderen Person – ihr seid dann beide mitten drin im Drama. (Glücklicherweise klingt das irgendwann auch mal wieder ab.) Manchmal glauben wir dann auch, für den anderen eine Lösung finden zu müssen (mein lieber Mann kann ein paar Liedchen davon singen…). Dass wir den anderen in dem Moment bevormunden, merken wir dabei gar nicht.
Das kannst du tun:
Wenn du merkst, dass auch deine Emotionen hochkochen, dann geh mal in die Position des neutralen Beobachters. Schau dir an, was da gerade abgeht, ohne dich mit hineinziehen zu lassen. Der andere darf ruhig seinen Ärger ausleben oder traurig sein – aber du musst seine Geschichte nicht zu deiner machen.
Und ganz wichtig: Du kannst die Situation nicht für den anderen lösen. Das darf er gerne selber machen.
Was du willst, das will ich auch
Wir Empath:innen sind darauf trainiert, die Bedürfnisse anderer Menschen zu erkennen und zu erfüllen. Weil wir ja intuitiv wahrnehmen, wie es dem anderen geht. Wir stellen also die Bedürfnisse der anderen über unsere eigenen.
Das Problem dabei:
Wir verlieren uns selbst, wir nehmen uns selbst nicht mehr wahr. Empathische Menschen kennen daher oft ihre eigenen Bedürfnisse nicht – weil sie sich unbewusst über ihr Gegenüber definieren anstatt über sich selbst. Wir bestellen in einem Lokal dann einfach das, was andere bestellen. Weil wir gar nicht spüren, worauf wir selber eigentlich Lust haben.
Das kannst du tun:
Fühl in dich rein: Ist das wirklich mein eigener Wunsch, mein eigenes Bedürfnis? Was möchte ICH eigentlich? Was würde MIR jetzt so richtig Freude machen? Wo lacht mein Herz?
Hol immer wieder deinen Fokus zu dir zurück – denn nur in deinem Körper kannst du dich selbst erleben. Meine einfachsten Techniken, um in wenigen Minuten wieder bei mir selbst anzukommen, zeige ich dir übrigens im „7-Tage-Energieboost“ für 0€.
Empathische Menschen tun sich schwer, Grenzen zu setzen
Weil wir die anderen so stark wahrnehmen, merken wir natürlich auch sofort, wenn wir ihnen auf den Schlips getreten sind. Wir fühlen uns unwohl, wenn wir etwas tun oder sagen, was anderen nicht so schmeckt. Empathisch sein geht daher oft mit einem großen Harmoniebedürfnis einher. Nach dem Motto: Geht’s dir gut, dann geht’s mir auch gut.
Das Problem dabei:
Wir trauen uns nicht, für uns selbst einzustehen. Unbewusst setzen wir aber trotzdem oft Grenzen: Nicht selten strahlen Empath:innen eine gewisse Unnahbarkeit aus – weil sie sich unbewusst abgrenzen, um nicht von den Gefühlen der anderen überrollt zu werden.
Ich kenne das gut von mir selbst: Im Lauf der Zeit habe ich mir einen Schutzwall aufgebaut – energetisch und auch körperlich. Weil mir das alles zu viel war. Weil ich mit den vielen verschiedenen Energien nicht umgehen konnte. Weil ich es einfach nicht mehr spüren wollte. Irgendwann habe ich wieder gelernt, auf mich zu schauen. Meinen Panzer brauche ich jetzt nicht mehr.
Das kannst du tun:
Grenzen setzen, und zwar bewusst! Erlaube dir ganz bewusst, dir deinen eigenen Raum zu nehmen – und den anderen ihren Raum zu geben.
Empathische Menschen sind zurückhaltend
Lange sagen sie nichts – weil sie unbewusst die Reaktion des anderen fürchten.
Das Problem dabei:
Sie sind so lange oberflächlich geduldig, bis… ihnen irgendwann der Kragen platzt. Das kann dann richtig explosiv werden und ist nicht immer sehr liebevoll. (Wenn du das aus der anderen Warte kennst: Nimm es uns bitte nicht übel – wir schämen uns danach oft für diese Ausbrüche.)
Das kannst du tun:
Höre gut auf dich selbst. Wenn du wahrnimmst, dass dir etwas gegen den Strich geht, dann sprich über deine Gefühle. Du kannst das dann zum Beispiel so formulieren: Das macht mich traurig/wütend. Ich wünsche mir…
Empathische Menschen haben hohe innere Werte
Harmonie, Mitgefühl, Glück, Freude, Freundlichkeit – das ist uns wichtig. Äußere Werte wie Geld, Luxusartikel oder schnelle Autos empfinden wir oft als oberflächlich.
Das Problem dabei:
Wir verschenken unsere Gaben. Viele empathische Menschen arbeiten in Heilberufen, als Therapeut:innen, Energetiker:innen oder Sozialarbeiter:innen. Dabei tun wir uns oft schwer, einen angemessenen Beitrag für unsere Dienste an den Menschen zu verlangen – weil es für uns ja selbstverständlich ist, anderen zu helfen.
Das kannst du tun:
Steh für dich ein! Das Thema Selbstwert spielt hier eine ganz große Rolle. Wenn du deinen Wert selbst nicht siehst, wie sollen die anderen ihn erkennen?
Mein Tipp: Schreib dir einmal eine Liste, was du in deinem Leben schon alles gemacht hast – du wirst erstaunt sein! Setz dich hin und schau dir an, welche Ausbildungen du gemacht hast, welche Hürden du bewältigt hast, welche Fähigkeiten du dir angeeignet hast. Und dann feiere dich dafür!
Empathische Menschen sind vielseitig und kreativ
Empathisch sein heißt oft auch: Ich habe viele Interessen. Oft findet man unter emathischen Menschen so richtige Kurs- und Ausbildungs-Junkies und Bücherwürmer.
Wir machen ständig Fortbildungen und entwickeln uns weiter. Wir saugen eben auch Wissen auf wie ein Schwamm.
Das Problem dabei:
Wir verlieren uns im Außen. Und da wird es immer etwas geben, was wir noch nicht kennen, was neu für uns ist – was wir unbedingt auch noch lernen müssen. Und schon ist der nächste Kurs gebucht, das nächste Buch bestellt… (Ich höre meinen Mann jetzt ganz tief seufzen…)
Das kannst du tun:
Richte deine Aufmerksamkeit nach innen und frag dich: Was ist eigentlich in mir? Welche Qualitäten, welche Kompetenzen bringe ich mit? Wo kann ich meiner inneren Weisheit folgen?
Empathische Menschen ändern immer wieder ihre Meinung
Wir nehmen die Energien unseres Umfelds stark wahr und passen uns an oft unsere Umgebung an. Das gilt auch für die Überzeugungen und Meinungen anderer.
Das Problem dabei:
Wir zweifeln an uns selbst an. Weil wir heute so denken und morgen vielleicht schon wieder ganz anders. Weil wir uns leicht von anderen beeinflussen lassen.
Das kannst du tun:
Schau dir deine Meinungen und Prinzipien einmal genauer an: Stehe ich tatsächlich voll dahinter? Ist mir das wirklich wichtig? Meine Lieblingsfrage dazu stammt aus Katie Byrons „The Work“: Kann ich zu 100% wissen, dass es wahr ist? Wenn nicht, dann lass es einfach los.
Wie kannst du empathisch sein und trotzdem bei dir bleiben?
- Rückzug!
Erst wenn du mit dir alleine bist, kannst du feststellen: Ah, so fühle ICH mich eigentlich an. - Mir haben angeleitete Meditationen sehr dabei geholfen, meinen Körper und meine Energie überhaupt einmal wahrzunehmen und mich selbst kennenzulernen. Wenn du magst, kannst du dir meinen 5-Minuten-Energie-Reset für 0€ holen: In dieser Meditation verbindest du dich in nur 5 Minuten mit deiner eigenen Energie, sodass du endlich spürst, wie DU dich anfühlst!
- Reinige täglich dein Energiefeld, so wie du auch deinen Körper reinigst. Am besten vor dem Schlafen gehen.
- Hol immer wieder deinen Fokus zu dir zurück – denn nur in deinem Körper kannst du dich selbst erleben und somit besser unterscheiden, was deins ist und was nicht.
Der „7-Tage-Energieboost“ für 0€ hilft dir dabei! - Empathisch sein heißt nicht, dass du es allen Recht machen musst! Du darfst lernen auszuhalten, dass andere nicht immer deiner Meinung sind. Dass du Nein sagen darfst. Dass du nicht überall dabei sein musst.
- Tausche dich mit anderen empathischen Menschen aus, die dich verstehen. Manchmal reagiert unser direktes Umfeld mit Unverständnis, weil es nicht so ganz nachvollziehen kann, was in uns vorgeht.
- Sei gnädig mit dir selbst!
Nur wenn du dich selbst mit liebevollen Augen anschaust, kannst du auch die Welt liebevoll betrachten – und aus deinem Herzen heraus empathisch sein. - Die Verbindung mit der Erde hat mir sehr viel Ruhe, Sicherheit und Gelassenheit geschenkt. Willst du wissen, wie du mithilfe von Mutter Erde in deinem Körper und auf dieser Erde ankommen kannst? Dann lies gern weiter in meinem Blogartikel „Sich selbst erden – so gehts!„.
Wie erlebst DU es, empathisch zu sein in unserer heutigen Welt? Schreib mir das gern in die Kommentare!
Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
Liebe Gunda !
Das ist ein wunderbarer , nachdenklicher Beitrag , der wirklich zum nachdenken und spüren anregt.
Liebe Grüße
Wanda😘
Danke, liebe Wanda, das freut mich sehr! 💗
Danke für deinen Beitrag, ich erkenne mich darin wieder. Es ist nicht immer einfach, wenn man merkt, dass man mit Vielem anders umgeht als der Großteil. Gerade small talk, lautes Protzgehabe, Späße über ernste Themen sind für mich schwer auszuhalten. Im Gegenzug wirke ich für viele dann zu ernsthaft, genau, verschlossen und verletzlich. Allerdings gibt es auch nicht so wenige Menschen, die eine feine Art zu schätzen wissen und einen sehr wohl wahrnehmen. wie immer gilt: man muss nicht von jedem gemocht werden. Aber als Empath hat man oft einen ungesunden Drang, sich mit Menschen positiv verbinden zu können- Lernaufgabe das kann und muss nicht immer sein!